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Die Alte Saline von Bad Reichenhall

Geniale Technik in einer der schönsten Salinen Europas – bei einer Führung durch die Alte Saline mit Quellenbau und Salinenkapelle in Bad Reichenhall kann die Geschichte erlebt und nachvollzogen werden, die in ihrer Einmaligkeit und Nachhaltigkeit bis in die Neuzeit  ihres gleiche sucht.


„Bereits 4000 Jahre kennen und nutzen die Bewohner des Talkessels von Bad Reichenhall das Salzvorkommen“.  Und Sepp Winkler weiter:  „Die erste Quelle, die Kirchholzquelle entspring in der Nähe vom heutigen St. Zeno.“ Wahrscheinlich machten Tiere auf das Salzvorkommen aufmerksam,  die immer an derselben Stelle leckten. Das Salzvorkommen entstand nach der Risseiszeit (Risseiszeit vor 230 000 bis 180 000 Jahren). Das Eis zog sich zurück und es entstand ein riesiger Salzsee, aus dem sich über tausende von Jahren das Haselgebirge bildete (Haselgebirge ist ein Mischgestein, das aus Tonmineralen, Sandstein, Anhydrit, Steinsalz und Nebensalzen besteht). Der Salzstock zieht sich von Hall in Tirol bis in das Bad Ausseerland. „Mit Hilfe von Tonschalen trockneten sie in den Anfängen der Salzgewinnung die Sole, zertrümmerten dann die Schalen und konnte das lebensnotwendige Salz nutzen.“
 

1834 – ein schlimmes Jahr für Bad Reichenhall und zugleich der Anfang der neueren Geschichte des Salzes für diese Stadt. „Der verheerende Stadtbrand vom 8. November  1834 legte große Teile der Stadt und die gesamten Salinenanlagen in Schutt und Asche,“ so Sepp Winkler. Ein Feuer war in der Saline ausgebrochen. Da sich ein Visitator in der Stadt befand, wollte man kein Aufsehen machen und löschte diesen kleinen Brand nicht. Die Katastrophe nahm ihren Lauf. König Ludwig I beauftragte daraufhin die besten Baumeister seiner Zeit, die Salinenanlagen als „die Schönsten ganz Europas“  zu errichten.  Schon 1851 konnte wieder mit der Salzgewinnung begonnen werden.  Die im Klassizismus errichte Alte Saline ist heute das Aushängeschild für Bad Reichenhall – die typischen roten Ziegel dafür gebrannt in einer Ziegelei in Urwies (Gmd. Piding).
 

Die geniale Technik des Quellenbaus zeigte sich bei der Führung bereits im ersten Raum, im Brunnhaus mit den zwei riesigen oberschlächtigen Wasserrädern mit einem Durchmesser von 13,5 mtr, die seit 1850 die Sole im Hauptbrunnschacht fördern. „Die Glöckchen, die bei jeder Umdrehung anschlagen, hört der Brunnmeister gar nicht mehr. Er wird aufmerksam, wenn sie nicht mehr anschlagen und das bedeutet für ihn dann Alarm.“ Mit großem Interesse folgten die Zuhörer den Ausführungen von Sepp Winkler.  Bevor die Technisierung Einzug hielt, gaben Vacherknechte die Sole mit Ledereimern auf Leitern stehend nach oben – eine für heutige Zeiten undenkbar schwere Arbeit.  1473 dann brachte die Erfindung eines Salzburger Uhrmachermeisters große Erleichterung. Die Bauschen verbunden mit einer Kette hoben die Sole in Rohren mechanisch. Das Süßwasser von der Sole fernzuhalten  baute Erasmus Grasser schon  im Jahre 1520 einen 2,2 km langen Entwässerungsgraben unter der gesamten Stadt hindurch und führte diesen Graben dann oberirdisch weiter, um ihn in die Saalach münden zu lassen.


„Als eine moderne Solaranlage kann sich das Gradierwerk bezeichnen, das ab  1500 den Verbrauch von immensen Mengen an Energie – sprich Holz - bei der Salzgewinnung einschränkte.“ Der Bau der Gradierwerke, bei denen die Sole über riesige Reisigbündel aus der Höhe nach unten tropfte, brachte pro Rieselvorgang eine mehr an Soleanreicherung von etwa 4%. Nach 1600 ermöglichte dann die Erfindung der Kolbendruckpumpe von Hans Reiffenstuel den Bau der ersten Soleleitung nach Traunstein (1617-1618), die der fortschreitende Energiemangel  im Talkessel von Bad Reichenhall nötig machte. Die Reichenbachsche Solehebemaschine  - zu bewundern im Zuge der Führung durch die Gänge des Quellenbaus – machte eine weitere 1818-1819 gebaute Soleleitung nach Rosenheim mit den zu überwindenden großen Höhen möglich.
 

Wiederum geniale, heute noch zur vollsten Zufriedenheit arbeitende Technik bringt die Sole der Carl-Theodor-Quelle zum Hauptbrunnschacht. In den Tiefen des Berges treibt ein unterschlächtiges Wasserrad mit einem 110 mtr langen Lärchenholzgestänge die Carl-Theodor-Pumpe an, die die nochmal ca 8 mtr unterhalb liegende Quelle fördert.


Die Gründung des Fördervereins der „Freunde der Salinenkapelle“ und persönlicher und finanzieller Kraftakt vieler machten es möglich, die sich in einem sehr desolaten Zustand befindliche Kapelle St. Rupertus wieder zu einem Schmuckstück werden zu lassen. Mit der Restaurierung von Juni 2000 bis Juli 2002 bewahrte man das Kleinod vor dem unweigerlichen Verfall. König Ludwig I persönlich unterzeichnete  oftmals - wie heute noch auf alten Exemplaren zu sehen - die Pläne zur Errichtung der Kapelle. Klassizistisch-neuromanisch gebaut und neubyzantinisch ausgestattet zeigt sie sich in einer in der näheren Umgebung nur sehr selten zu sehenden Art. Von den elf Schlusssteinen des Kreuzgewölbes schmücken neun  Stück die Zünfte  der Saline.  Das Gewölbe gibt mit dem Sternenhimmel den Blick in das Universum frei und mit nur wenige Heiligenfiguren ausgestattet gibt diese Kapelle  Zeugnis davon, dass eine „Neue Zeit“ angebrochen war.